In Neunheim gibt es jetzt Kunst im Kreisel

 
von Petra Rapp-Neumann
veröffentlicht am 21.12.2020 auf schwäbische.de

Seit ein paar Tagen bietet der Verkehrskreisel in Neunheim ein einladendes Bild. Der Ellwanger Künstler Ulrich Brauchle hat den nüchternen Platz durch ein stählernes Kunstwerk mit Symbolcharakter aufgewertet. Am Zustandekommen haben viele fleißige Hände und etliche Sponsoren mitgewirkt. Der Stadt sind keine Kosten entstanden. Sie übernimmt künftig die Pflege.

Ulrich Brauchle ist in Neunheim aufgewachsen. Schon länger habe er überlegt, sagt er beim Pressetermin, ob man den im Herbst 2018 fertiggestellten Kreisel beim Gasthof „Hasen“ nicht schöner gestalten könnte, um dem wunderbaren Blick – zum einen auf den Schönenberg, zum anderen auf die Schutzengelkapelle – mit einer ansprechenden Gestaltung gerecht zu werden. Das ist ihm eindrucksvoll gelungen. Vier durch Querriegel miteinander verbundene Stelen nehmen in Bild und Schrift Bezug auf Bereiche, die für Neunheim charakteristisch sind. Die höchste Stele ist der „Tradition“, der Landwirtschaft, gewidmet und wird durch eine Getreideähre symbolisiert. Das Neunheimer Industriegebiet wird durch die Stele mit der Inschrift „Zukunft“ und ein abstraktes, offenes Logo dargestellt. Mit der Stele „Genuss“ und einem stilisierten Hirsch verbindet der Künstler sowohl gastronomische als auch kulturelle Freuden. Und die Stele „Lebenswert“ mit dem Symbol der Sonnenblume steht pars pro toto für alles, was Neunheim und die gesamte Region auszeichnet: Hier lässt es sich leben, hier ist man Mensch und darf es sein.

Mehr als zwei Jahre hat Brauchle an den Entwürfen gearbeitet. Die zündende Idee hatten Martin Hald, Inhaber des Landgasthofs Hirsch, und Stadtrat Rudolf Wiedmann eines Abends am Stammtisch und brachten sie Bürgermeister Volker Grab und dem damaligen Ortsvorsteher Peter Müller näher. Während sie, so Grab, bei der Stadt offene Türen einrannten, wurde das Vorhaben von anderer Seite immer wieder gestoppt, wie Wiedmann sagt. Doch man ließ sich nicht entmutigen: „Wir sind zwar nicht glücklich, dass das Industriegebiet immer weiter wächst, doch zugleich stolz darauf, dass auf unserem Neunheimer Hügel das Geld verdient wird“, so Wiedmann. „Gute Dinge brauchen eben ihre Zeit“, ergänzt Volker Grab.

Das Fundament legten die Füchse vom Bauunternehmen Hans Fuchs: „Wir waren sehr gerne dabei“, erklärt Geschäftsführer Johannes Veit. Die größte Herausforderung aber, so Wiedmann, sei es gewesen, Strom zu legen. Die Beleuchtung der Stelen während der Abend- und Nachtstunden macht die Kunst im Kreisel noch eindrucksvoller. Thomas Roth, Geschäftsführer des Ellwanger Tiefund Straßenbauunternehmens Martin Roth und Söhne, wusste Rat und jagte eine Bodendurchschlagsrakete durch den Schotter. Deren Verlauf muss exakt bestimmt werden, denn: „Lenken kann man sie nicht“, so Roth.

Es hat geklappt. Das Neunheimer Gemeinschaftsprojekt kann sich sehen lassen, großartig gestaltet von Ulrich Brauchle in ebenso reduzierter wie aussagestarker Formensprache, gesponsert von Privatleuten und Unternehmen von Neunheimern (nicht nur) für Neunheimer. Volker Grab dankte allen für ihr verdienstvolles bürgerschaftliches Engagement um die Kunst im Kreisel, die Kunst, Kultur und dörfliches Leben gleichermaßen symbolisiere.

Die Patina kommt mit der Zeit von selbst. Gegen den Rost wirkt eine Säure, mit der Brauchle die Skulptur noch einsprüht, und fürs freundliche Drumherum sorgt im nächsten Frühjahr grüner Rollrasen.



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