Ulrich Brauchle: Von der Farbe zur Linie

 
von Petra Rapp-Neumann
veröffentlicht am 17.10.2019 auf schwäbische.de

Inmitten einer Zeit ex-und-hopp zu konsumierender Fast-Food-Bilder ist er unermüdlich unterwegs in Natur und Landschaft, geht auf Spurensuche im Zwischenreich von Tag und Traum, Wirklichkeit und Vorstellung und ist auch insofern ein Glücksfall über die Region hinaus: Ulrich Brauchle. Unter dem Titel „Spurwechsel“ zeigt die Ulmer Galerie Tobias Schrade den Maler Ulrich Brauchle mit farbintensiven Bildkompositionen und stellt ihn mit empfindsamen Tuschezeichnungen als Grafiker von Rang vor.

Man kennt ihn vor allem als einen Maler mit Lust und Leidenschaft für die Farbe, pastos, sinnlich und vital in kühnem Schwung auf die Leinwand gebracht. Ulrich Brauchles Farbräume sind ausgewogene Kompositionen, atmen Bewegung und Energie in harmonischer Synthese von Gestaltung und Gefühl.

Spurwechsel
Bei aller Spontanität überlässt er auch im großen Format nichts dem Zufall. Was willkürlich erscheinen mag, ordnet sich einer strengen Struktur unter. In vielen Schritten bis zum fertigen Bild prüft er und wägt ab, verändert das Bildgefüge subtil und wechselt die Spur: „Ohne Spurwechsel komme ich nur selten ans Ziel“, sagt er.

Brauchles in expressiven Farben schwelgende Landschaften sind weniger Stenogramme der Welt um uns als Psychogramme der Welt in uns und weisen über Augenblick und Momentaufnahme hinaus. Alltagsbanalität ist ihm fremd. Ein nur oberflächlicher Blick des Betrachters stößt schnell an Grenzen. Dieser Maler mutet uns Fantasie zu und lässt Raum für eigene Assoziationen.

Während im Ölbild „Sonnensichel“ ein schmales gelbes Band vertikale und horizontale Farbfelder durchstößt, das „Meer“ sich in Dünungen von Grün am Horizont windet und der „Winterweg“ in eisigem Blau abweisende Tiefe birgt, lernt man in nuancierten Bleistiftzeichnungen wie „Feldweg“ und Tuschezeichnungen wie „Schlucht“ einen neuen, anderen, aufregenden Ulrich Brauchle kennen.

Eine Auswahl dieser in nur drei Monaten entstandenen, rund 100 grafischen Arbeiten zeigt er bei Schrade zum ersten Mal. Im Hell-Dunkel-Kontrast kraftvoller schwarzer Linien, die sich schlängelnd zum Gestrüpp verdichten und dynamisch den Raum durchmessen, um dann sanft zu ersterben, und jungfräulich unberührter Flächen sind diese meditativen grafischen Partituren von hohem ästhetischem Reiz. Wahrzunehmen verlangt auch hier, Spuren zu folgen und den Dialog aufzunehmen. Die Ausstellung ist bis zum 10. November in der Galerie Tobias Schrade, Auf der Insel 2, in Ulm zu sehen. Der Katalog mit zahlreichen Abbildungen ist zum Preis von 15 Euro in Ellwanger Buchhandlungen erhältlich und über den Künstler zu beziehen.



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