Ulrich Brauchle öffnet Fenster in die Natur

 
von Petra Rapp-Neumann
veröffentlicht am 20.9.2015 auf schwäbische.de

Seit diesem Wochenende mehren sich begeisterte Stimmen, die den neuen Marktplatz als gelungenes Gesamtkunstwerk preisen. Dazu trägt an prominenter Stelle in einem der schönsten Stiftsherrenhäuser die Galerie von Bernhard Maier bei. Die ist ein Schmuckstück, fanden die Besucher, die bei der Eröffnung der Brauchle-Schau am Freitagabend die Räume füllten. Der Künstler selbst und Wolfgang Steffel, Freund aus den Zeiten der Blue-Grass-Band „Ninehome“, begleiteten die Vernissage musikalisch.

Hinterm Haus. So schlicht der Titel der Ausstellung ist, so üppig präsentieren sich farbenfrohe Impressionen von Ulrich Brauchles schwäbischer Heimat und Ansichten südlicher Landschaft, die im Italienurlaub entstanden sind. Hinterm Haus – das sind nicht nur Wiesen und Felder in Schrezheim, die Brauchle seit Anfang März bis heute in Richtung Neuler durchstreifte. Hinterm Haus kann überall sein, wo die Natur den Maler inspiriert, seine Staffelei aufzustellen, Dietward Schwäbles Malkoffer zu öffnen und ein neues Werk zu beginnen. Den Malkoffer hat Brauchle von dem 2002 verstorbenen Kollegen Schwäble geerbt: „Das ist eine Holzkiste, in die meine sämtlichen Ölfarben hinein passen“, sagte er bei der Vernissage. Die Kiste hat ihn auf seiner Pirsch durch Flora und Fauna begleitet.

Brauchles Garten Eden
Nach zweijähriger Arbeit an Radierungen für seinen Bob-Dylan-Zyklus packte den Künstler die Sehnsucht nach Öl und Farbe. Konsequent geht er seitdem zurück zu den Wurzeln. Im kleinen Format von 24 mal 30 Zentimetern tummeln sich Schafe und Kühe, komplett oder nur mit Hinterteilansicht. Anmutig schlängeln sich gelbbraune Pfade durchs Wiesengrün, Bächlein plätschern, vom Baum gepurzelte Äpfel prangen im taufrischen Gras. Blumensträuße schwelgen in Bunt. Dächer schmiegen sich an sanfte Hänge. Idylle pur. Brauchle gelingt das Kunststück, diese Veduten nicht ins Klischee abrutschen zu lassen. Er inszeniert Heimatliebe und Naturschönheit, indem er nicht wirklichkeitsgetreu abbildet, sondern klug abstrahiert. Natur nicht als Kitsch-Kulisse, sondern als berührendes Erlebnis eines opulenten Gartens Eden in harmonischer Grundstimmung. Das tut Augen und Seele gut. Der Blick kann ausruhen. Hinterm Haus ist die Welt noch in Ordnung. Von Langeweile aber keine Spur. Es gibt viel zu entdecken in diesen 80 Bildern, die sich wie Perlen an einer Schnur an den Wänden reihen. Zarten Frühlingstupfern und sinnlicher Sommerfülle sollen noch 20 Herbst- und Winterbilder folgen. Bis Silvester will Brauchle weiter malen. Dann sind die 100 komplett.

Zur Finissage am Sonntag, 11. Oktober, um 15 Uhr führt Ulrich Brauchle selbst durch die Ausstellung.



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